Open Source vs. Freie Software - ein Ringen um Deutungshoheit mit fatalen Folgen

Der bevorzugte Einsatz von Freier-Open-Source-Software (FOSS/FLOSS) in der kommunalen Verwaltung und der Bildung ist ein Thema, dass uns im BVSC sehr beschäftigt.

Unsere Kollege Christian Nähle, Geschäftsführer von Do-FOSS, der Dortmunder Initiative für den Einsatz Freier und Quelloffener Software, war Teil des 40-köpfigen Autor*innenteams des Berichts der KGSt (Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement) mit dem Titel „Open Source in Kommunen – Ein Baustein für mehr Digitale Souveränität“.

In dem Bericht wird u.a. deutlich gemacht (1.1.3.3), dass „die Autonomie […] im Digitalen ein wesentlicher Beitrag zur dauerhaften Stärkung der Demokratie im digitalen Zeitalter […]" ist und es „bei der Entscheidung für Open-Source-Software […] vielfach auch um die Herstellung von Transparenz und Vertrauen […]“ geht.

Wir begrüßen ausdrücklich, dass sowohl die KGSt, als auch die Stadt Dortmund „Open Source“ als „Freie Software“ definieren.

Unserer Ansicht nach ist dies ein großer Erfolg in dem Ringen um die Deutungshoheit zugunsten mehr Digitaler Souveränität.

Denn leider stellen wir im BVSC vermehrt fest, dass der Begriff „Open Source“ zunehmend ausschließlich in Richtung Offenlegung des Quellcodes interpretiert und damit die Idee des Teilens und des Modifizierens der Software herausdefiniert wird.

Leider ist sich auch die digitale Zivilgesellschaft oft nicht der Problematik bewusst und verwendet Open-Source und Freie Software bzw. FOSS/FLOSS synonym und leistet somit selbst der Umdeutung des Begriffs „Open-Source“ hin zu bloßer Quelloffenheit Vorschub.

(Querverweis: https://discourse.bits-und-baeume.org/t/digitale-souveraenitaet-in-der-oefftl-verwaltung-bmi-will-handeln/438/3)

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Ich lasse den Link mal unkommentiert hier stehen. Schaut Euch den ersten Beitrag von Sven an. Viele Leute sagten an dem Abend in der cbase vor Ort, mensch endlich mal gute Nachrichten. :slight_smile:

https://digitalegesellschaft.de/2022/01/113-netzpolitischer-abend/

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Danke für den Hinweis zu diesem Paper @MirkodP ! Spannend finde ich auch, dass erwähnt wird, dass:

  • Copyleft Lizenzen wichtig sind, und die EU PL ein gutes Beispiel für die Umsetzung davon ist
  • dass viele Beispiele aus Kommunen vorgestellt werden, die freie Software in Ihrer Verwaltung nutzen

@PattyLuzina Danke für den Link zu dem Vortrag, wie Schleswig-Holstein gerade auf Open Source umstellt. Seehr spannend!

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Mein spontaner Gedanke: Die die den Unterschied kennen haben sich schon zur genüge dazu ausgelassen (das Buch „Freie Software“ von Grassmuck ist von 2004!) und die den Unterschied nicht kennen, :man_shrugging:. Ich habe die politischen Implikationen von FOSS mal im Forschungsjournal Soziale Bewegungen zusammengefasst. Die Gestaltungsfreiheit wurde häufig unterschätzt, weil a) viele Menschen kein Code schreiben können/wollen, und b) die Fehlannahme bestand, dass Freie Software kostenlos und ein Selbstläufer wäre (aber es gibt natürlich Entwicklungs- und Wartungskosten). Durch die zunehmende Rolle von Softwarelizenzen und Vendor-Lock-In im Bereich der Digitalisierung der Verwaltung gewinnt der Kern der Freiheit von FOSS an Bedeutung. Es wäre vielleicht an der Zeit das Thema ganz praktisch aufzugreifen an Beispielen wo unfreie Open Source Software zB Kommunen in der Verwendung begrenzt.
Hast du dazu ein paar gute Beispiele?

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Die Diskussionen führen wir in Österreich auch seit Jahrzehnten und sind wohl auch deswegen mühsam, weil der Begriff Freie Software irgendwie keine Wertigkeit ausdrückt. Der Begriff korreliert unter Laien bald mit Freeware, also alles was man gratis downloaden kann und das ist natürlich noch weiter entfernt von Freier Software als Open Source.

Wir haben schon öfter überlegt ob wir den Begriff Open Source, der einfach besser bei IT Entscheider:innen funktioniert, ergänzt sollen zB um Fair Open Source, wo mit der Fairness dann die vier Freiheiten immer inkludiert sind.

Disclaimer: Ich bin im Vorstand der fairkom gesellschaft - da versuchen wir durch Re-branding und SaaS Angebote Freie Software leichter verfügbar und einfacher konsumierbar zu machen.

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