Unter welcher Lizenz wollen wir in der zivilgesellschaftlichen Nachhaltigkeitsbewegung Daten austauschen? Sollen Daten allen gehören, wollen wir sie als Commons gemeinsam nutzen? Oder brauchen wir proprietäre Lizenzen, die auch den Verkauf von Daten und damit Geschäftsmodell zulassen?
Seit 2014 wird diese Frage im großen Stil diskutiert, besonders im Umkreis von Kartierungsprojekten wie unserer Karte von morgen und dieses Jahr wollen wir darüber auf der Bits&Bäume Konferenz Anfang Oktober in der TU-Berlin diskutieren [Beitrag], da wir wesentliche Weiterentwicklungen im Bezug auf Schnittstellen planen.
https://www.kartevonmorgen.org/
Der Datenaustausch zwischen Kartenprojekten spart allen Arbeit, die aktuell zum Großteil von Ehrenamtlichen gemacht wird und die Aktualität der Einträge kann so mehr gewährleistet werden. Die OpenStreetMap (Osm.org) nutzt seit einigen Jahren die OpenDatabaseLicence (ODbL) und setzt damit als größte Datenbank gewisse Standards.
Dabei ist grundsätzlich zu unterscheiden, ob man Einträge nur lesen und anzeigen möchte (einfach) oder ob man eine eigene Datensammlung generiert, kuratiert etc.:
Read-Only
As long as we have a read-only System, that just aggregates data, and does not compare, merge or redistribute them, (like Transiscope does so far https://transiscope.org/alternatives-web-portal/) each platform can define their own licence under which the data can be used. Minimum licence is CC BY-ND (Creative commons -NoDerivatives)
There is just the problem, that you might get a lot of duplicates, if the same entry exist on different platforms (and this happens quite soon, as role-model entries are on many maps). And for editing one entry, you have to register or notify the owner-plattform(s).
Merging and Editing
If you want to avoid duplicates, you have to merge several entries and aggregate all information into a final one. This is only possible, if all entries are CC0 (Creative-Commons whithout limitation) or ODbL (Creative-Commons share alike).
You can not compare and merge those entries with a „read-only“ licenced entry, as the result will always be a modified, improved information of this. When ever you use a „derivative work of the Database“ you have to relicense it again in the same licence (that means share alike).
Aktuelle Fälle
Deutschlandweit gibt es, abgesehen von der OSM, noch hunderte Kartenprojekte für Nachhaltigkeit, mit denen die Karte von morgen Daten austauschen möchte. Mit manchen wurden bereits Gespräche geführt.
- Die wechange-Plattform für online-Zusammenarbeit möchte alle öffentlichen Inhalte offen teilen und hat dazu schon technische Konzepte formuliert, die lediglich an der Finanzierung scheitern.
- Das neue Portal des deutschen Nachhaltigkeitsrates „Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit“ hat sich grundsätzlich dazu verpflichtet, nicht nur eine offene Schnittstelle unter ODbL zur Verfügung zu stellen, sondern auch an einem Austausch- und Duplletenmerge-Tool zu arbeiten.
- Die Stadtwandler (Freiburg/ Bonn) waren lange Zeit Unterstützer für offene Lizenzen, sehen aber seit 2021 ihr Geschäftsmodell gefährdet und sehen sich von der Creativ-Commons Bewegung bedroht. (Achtung: Sie haben viele falsche Behauptungen über die Lizenzen der Karte von morgen verbreitet)
- Future Maps (https://future.coop/), eine Karte mit Orten für nachhaltigen Konsum und Konsumvermeidung wird als Genossenschaft organisiert und möchte sich langfristig durch eigene Erlöseinnahmen tragen. Neben der Sammlung „öffentlicher“ Daten generiert Future Maps auch selbst Daten wie Beschreibungstexte, Bilder oder Nachhaltigkeitsinformationen zu Orten. Die Frage der Lizenzierung ist dabei noch offen. Future Maps sieht sowohl Potential in einer Open Source Strategie, als auch in der Entwicklung proprietärer Daten-Services für nachhaltige Unternehmenskunden und zur Finanzierung der Future Maps Entwicklung. Hier wird es spannend, ob es rechtlich und technisch möglich ist, zweigleisig zu fahren und commons als auch proprietäre Daten paralle zu nutzen.
Fragen:
- Was möchten wir als Wandelbewegung?
- Können uns proprietäre Geschäftsmodelle helfen, aus der Ehrenamtsfalle zu kommen?
- Gibt es überhaupt erfolgreiche Beispiele, wo Initiativen durch Datenverkauf ihre Arbeit finanzieren konnten?
- Gibt es alternative Geschäftsmodelle oder sollte dies eine staatliche Aufgabe sein (ähnliche dem Straßenbau)
- Was sind die wichtigsten Kartenplattformen (außer OSM und Karte von morgen) die mit Schnittstellen verbunden sein müssten?
- Brauchen Plattformen wie die Karte von morgen ggf. zwei Datenbanken, eine für Proprietäre Daten, die nur Angezeigt aber nicht verarbeitet werden und eine mit offenen Daten, welche auch verbessert und runtergeladen werden können?
und zu guter Letzt natürlich die Frage,
- Wie kann solch ein Schnittstellen-System aussehen?
- Brauchen wir zentrale Hubs zum austauschen, vergleichen und mergen?
- Läuft das über Push- oder Pull-Systeme?
- Starten wir lieber schnell oder warten wir auf die Perfekte Anbindung an das Fediverse?
- Wer kann daran mitentwickeln?