Verwaltungssoftware für Solidarisches Wirtschaften basierend auf einem freien ERP System: Vergleich verschiedener ERP Systeme

[Edit: Hatte versehentlich gepostet, ehe ich fertig war :-)]

Odoo, ist ein Geschwister von Tryton. Sie haben die gleichen Wurzeln, sich aber in sehr unterschiedliche Richtungen entwickelt. Daher sollten wir einen Blick auf Odoo werfen.

Hier meine Bewertung:

Zusammengefasst: Auch wenn es anscheind viel mehr „fertige Teile“ gibt, ist Odoo die wesentlich schlechtere Wahl im Vergleich zu Tryton.

  • Pluspunkt: Das Web-Interface ist etwas klarer als bei Tryton. Allerdings scheint
    mir die Nutzbarkeit insgesamt nicht so hoch: Ich habe beim ersten
    Versuch gleich mal einen Eintrag deaktiviert, weil ein Fled direkt
    die Atkion ausgelöst hat, währen die Felder ausen herum Link zu
    Informationen sind.

  • Unsolidarisches Geschäftsmodell: Die Lizenz ist nur noch LGPL.
    erlaubt Entwicklern also Erweiterungen zu erstellen, die nicht mehr
    Frei sind - die Kunden habe nicht mehr die Vier Freiheiten von
    Freier Software.

    Das bedeutet, dass ein Hersteller einer Erweiterungen (App/Modul)
    den Kunden sogar verbieten kann, die Erweiterungen zu verändern. Das
    ist also wieder das klassische, unsolidarische
    Software-Enwicklungs-Modell.

    Die ist auch bewußt so gewollt, denn ursprünglich stand die Software
    unter der GPL (weitreichende Rechte, auch Apps/Module haben damit
    GPL), dann AGPL (Rechte für jede.n der/die die Software nutzt, auch
    Apps/Module haben damit AGPL),inzwischen nur noch unter der LGPL
    („Lesser GPL“).

  • Module werden „privatisiert“: Anscheinend werden Module, die in einer Version frei verfügbar waren, in der nächsten Version sang-und-klanglos entfernt. für diejenigen, die dieses Modul benutzen ist das eine blöde Situation.

    Beispiel: In Version 8 gab es ein „Document Management System“, das dann auf ein „Attachments List and Document Indexation“ zusammengestutzt wurde. In den Release-Notes konnte ich dazu kein Wort finden.

  • Technischer Unterbau ist schlecht:

    • In der Buchhaltung werden „float“ (Gleitkommezahlen) verwendet.
      Das führt zwangsläufig zu Rundungsproblemem, da dies eine
      unabänderliche Eigenschaft von Gleitkommezahlen ist. (Diese
      Problem ist in Odoo seit über zehn Jahren bekannt und noch imemr
      nicht gelöst. Tryton hat diese Problem vor über zehn Jahren
      gelöst).
    • Im Code findet sich schon mal ein direkter SQL-Aufruf - also ein direkter Zugriff auf die Datenbank, ohne über die normale Abstraktionsschichten und Rechteprüfung zu gehen. das macht die Software anfällig für Fehler bei Änderungen.
  • Release-Qualität ist gering:

    • Im Github-Repo https://github.com/odoo/odoo gibt es keine Releases
      und keien Tags. Es ist also unklar, welche genau Version installiert
      wird. Man kann nicht feststellen, ob die Version, die man
      isntalliert hat, 100% identisch ist mit den veröffentlichten
      Quellcode.

    • Das zieht sich weiter in die „Dockerfiles“
      httqps://github.com/odoo/docker/, mit denen man seine eigene
      Installation aufsetzen kann. Es ist völlig unklar, welche Version da
      installiert wird. Die Download-URL
      http://nightly.odoo.com/${ODOO_VERSION}/nightly/deb/….deb läßt
      den Schluß zu, dass es sich um den Stand der Software handelt, der
      „heute Nacht“ aktuell war - und eben nicht um eine „stabile“
      Version.

    • Ungewöhnliche Strategie, Verbesserungen einer Version in die andere zu bekommen: Branch 13.0 "is 4149 commits ahead, 9799 commits behind 14.0. " Demnach wären 4000 Änderungen an V13 nicht

  • Unübersichtliche Zahl von Modulen, die selten zusammenpassen und
    deren Qualität oft schlecht ist.

    https://apps.odoo.com/ gibt es über 28.000 „Apps“, ca. die Hälfte
    davon kostenpflichtig. Das ist eine Schwemme wie bei Wordpress:
    Niemand blickt mehr durch, was davon gut und was schlecht ist. Viele
    bieten das Gleiche an, weil sie auch Ihre paar Euro verdienen
    wollen.

    Entwickler berichten, dass auch und gerade kostenpfliche Module oft
    eine sehr geringe Code-Qualität haben (z.B. Zeilen mit 400 Zeichen
    länge, „lorem ipsum“ statt beschreibungen)

    Es scheint keine Qualitätsmerkmale zu geben, die geprüft werden,
    um eine App in den Store aufzunehmen.

  • Verzettel sich: Odoo kommt mit Modulen wie Website, Forum, Blog, ja sogar eLearning, Live Chat, Terminvereinbarung, etc. Einiges davon ist für den Verkaufsprozess sicher hilfreich - aber ich bezweifle, dass das in einem ERP-System richtig aufgehoben ist. Und für z.B. Forum und eLearing gibt es spezialisierte Plattformen, deren Entwickler sich nur auf diese Funktionen fokusiern (z.B. discourse, moodle).

    Wenn ich auf der andere Seite sehe, dass die Buchhaltung noch immer Rundungsprobleme hat (siehe oben), zweifle ich zudem an der Qualität dieser Module.

  • Der Vergleich zwischen Enterprise- und Community-Version
    https://www.odoo.com/de_DE/page/editions scheint einseitig. Z.B.
    erweckt sie den Eindruck, als bräuchte man für Buchhaltung die
    Enterprise Edition. Aber ein SKR03 ist in der Community Editon
    enthalten (habe ich aber noch nicht getestet).

  • Es gibt keinen Desktop-Client

  • DBMS zwingend nötig - auch für erste Tests und Entwicklung. (Tryton
    kann dafür sqlite nutzen, das die Test-Installation wesentlich vereinfacht.)

  • Insgesamt scheint die Community weniger auf sich-gegenseitig-Helfen ausgelegt. Dies ist nur ein Eindruck, der sich schwer durch harte Fakten untermauern lässt. Aber die Vielzahl kleine Punkte (siehe z.B. oben) hinterlassen diesen bei mir.

    Beispielsweise ist das Forum auf den ersten Blick nur ein Sammlung bunter Fotos

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