Alternative Lösungen zu Wechange gesucht

Schön zu sehen, wie der Verband noch mehr die Öffentlichkeit sucht, und eine strukturierte Arbeitsweise zur Digitalen Transformation entwickelt.

Im PDF-Protokoll (nicht web-native) vom 26.08.2020 (Link zu einem kleinen Kommentar von mir bzgl. Standards und Interoperabilität @tantebootsy) befindet sich ein schöner Abschnitt, der eure Anforderungen etwas spezifischer umreißt. Wie dort für den Fall von Solawi-Software beschrieben, möchtet ihr eine weitestgehend offene Softwareumgebung, die gleichzeitig sehr spezifische Anforderungen erfüllt. Ich gehe davon aus, dass ihr in beiden Prozessen eine ähnliche Heuristik anwendet.

Entscheidung für eine Software, die wir zukünftig unterstützen, finanziell und entwicklungstechnisch. Die Software soll durch möglichst viele Solawis und Solawi-Typen nutzen können und soll gleichzeitig modular und selbständig durch die Solawis erweitert werden können

Die

sind an sich erst einmal sehr grob gefasst, und geben noch keinen Ausblick auf die gewünschten funktionalen Verfahren, die ihr abbilden wollt. Welches sind die diversen eingebundenen Apps, und wie sieht diese Einbindung in eurer Vorstellung aus?

Habt ihr dazu schon Positionen entwickeln können? Und wenn ja, welche?

Was ist es, das euch in Nextcloud fehlt? Das bleibt hier noch etwas im Vagen. Nach unseren Experimenten auf cloud.solawi.allmende.io scheint sich das ja gut als cloud.solidarische-landwirtschaft.org etabliert zu haben. Es gibt viele Plugins, und externe Apps lassen sich über das Menü als IFRAMEs einblenden und per SSO authentifiziert werden, so auch Discourse.

Wenn es euch einfach um viele Apps geht, böte sich YunoHost an: https://yunohost.org/#/apps

Wenn ihr bewusst in dem Mind Set von Intranets und Groupware arbeiten wollt, beobachte ich seit Jahren auch sehr interessiert die eXo Platform, welche sicher einen Blick wert ist.

Aber die Frage zu stellen, welche gute Software es gibt, um im Internet miteinander zu kommunizieren, lässt sich so allgemein eben nicht beantworten. Kommunikation und Dokumentation, gut. Interessant sind zuvorderst ganz andere Fragen: Welches sind die Abläufe, die abgebildet werden wollen? Mit welcher Strategie werden digitale Mittel zur Organisationsentwicklung mobilisiert? An welchen Stellen gibt es einen Bedarf, und wofür? Wenn ihr dazu keine Position habt, werden diese Fragen für euch von den Werkzeugen beantwortet, und Conway’s Law beginnt seine Wirkung zu entfalten.

Erst dann kann sich die Frage stellen lassen: Was sind konkrete Features, die es unbedingt brauch? Und darauf wollen wir ja hinaus. Ich habe aus dem Gespräch bislang folgendes herausgehört:

  • eine Aktivitätszeitleiste, schön zum durchscrollen
  • offene Gruppen
  • geschlossene Gruppen

Ich vermute was ihr sucht, lässt sich grob als Enterprise Social Network bezeichnen?

Bei HumHum sähe ich dann die Gefahr, dass die Gamification der verspielten Schnittstelle dazu führen kann, das es nicht seriös eingesetzt wird. Wieder nur noch eine weitere App. Mir sind längere Argumentationen auch viel lieber als die Kommunikation in zerstückelten Fetzen in sozialen Medien (ein Pleonasmus, nicht?).

Ich finde ja Discourse ganz ausreichend, um strukturiert zu kommunizieren und Diskussionen bei Bedarf umzuorganisieren. Da die Gespräche auch durchsuchbar sind, bildet sich schnell eine Art Knowledge Base, aus der alle schöpfen können.

Mehr über Discourse

Dass ich bei Bedarf per Email auf die Benachrichtigungen antworten kann, oder neue Diskussion absetze, macht für mich die Integration des größten sozialen Netzwerks schlechthin (im technischen Sinne) perfekt. Mailinglisten lassen sich für die Durchsuchbarkeit und das Archiv auch gut dahin spiegeln, ebenso versteckt, wenn nötig. Und dass, und wie, ich diesen Beitrag seit der Veröffentlichung ein paar Mal überarbeitet habe, ist oben rechts neben dem Anfang des Beitrages auf Höhe yala über 🖉 auch für alle sichtbar und zugänglich. Nicht zu erwähnen die mittlerweile zahlreichen Themes, Theme Components (wie das Inhaltsverzeichnis für längere Posts mit hierarchischen Überschriften) und Plugins.

Und da ich im Web arbeite, sei es in offenen oder geschlossenen Gruppen, ist die Integration der Apps auch immer nur einen Link entfernt. Das wäre die Unix Philosophie, ein Werkzeug für eine Aufgabe.

Wenn es um innovative Ansätze zur textgebundenen, digitalen Kommunikation geht, würde ich eher den Blick in Richtung Zulip, Mattermost und Rocket.Chat wenden, die alle ein intelligentes Threadingmodell für organisches Wachstum und Abspalten von Diskussionen anbieten. Mein Liebling Matrix/Element hat das leider noch nicht.

Und zur Dokumentation solche Notion.so Ableger wie Outline ansehen, das sehr bald verschiedene Authentifizierungsanbieter unterstützen wird.

Und wenn es nur um eine schöne Schreibumgebung geht, um konzentriert gleichzeitig als auch über Änderungen verfolgen zusammen an Texten arbeiten zu können, geht nichts über den herrlichen Fidus Writer (writer.allmende.io zum Testen, bald mit Offline Support) oder auch BookStack (aus Berlin; gut auch als Wiki einsetzbar) für angemessene editoriale Workflows.

Wenn es aber um Projekt-Management im weitesten Sinne ginge, wären Open Project oder Kanboard (mit vielen guten Plugins und Themes) zu nennen.

Ferner stellt sich mir noch eine Verständnisfrage:

  • Was sind im Gegenzug zu oben genanntem Extranet-Funktionen für euch?

Ich frage das, weil es mich interessiert. Wenn der Begriff aus der dialektischen Negation von Intranet geboren wurde, glaube ich eher, das dessen Gegenteil das Internet selbst ist - das eine Netz, das alle verbindet und sich nicht nach außen hin abschließt, sondern einschließt. So wie im Wortpaar Interaktion ⟷ Intraaktion (ein anderer schöner Neologismus).

Zum Abschluss noch ein paar kleine Anmerkungen:

Das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft ist auch kein richtiges Netzwerk, wo organisch horizontaler Austausch entsteht. Viel passiert im Kleinen zwischen den Höfen auf persönlicher Ebene außerhalb des ‚Netzwerks‘. Dass die Organisation sich mit einer anderen Kommunikationsweise selbst aus ihrer bisherigen repräsentativen Räteorganisation herausbewegen möchte, ist doch nur zu begrüßen. Aber nicht alle mitmenschlichen Organismen funktionieren gut auf zellulärer, stigmergischer Ebene. In komplexen Systemen bilden sich lokale Maxima und Minima aus, die den Ereignissen gerecht werden. In manchen Umfelden mit wechselnder Besetzung lässt sich eine basisdemokratische Plenarkultur allein auf Grund der Geschichte und des Vorwissens einzelner nicht umsetzen, da sich der Unterschied schwer aushandeln und verringern lässt. Selbst wenn eine umfassende Dokumentation vorhanden ist, muss pers sie noch durcharbeiten und nachvollziehen. Vielleicht ist das auch bei WeChange so?

Wir haben Discourse mit dem Netzwerk seit einigen Jahren im Testeinsatz. Wenn ich mich auf

https://discourse.solawi.allmende.io/

anmelde, sehe ich fünf private Kategorien.


Wie ihr seht, haben wir dort fast ausschließlich die Frage nach den Tools diskutiert. Und das Discourse Forum hat dafür in aller Stille sehr gute Dienste geleistet, so wie auch jetzt gerade. Letztlich ist es doch nur wichtig, dass ihr mitbekommt, wenn an einer Stelle etwas passiert ist, an der ihr euch beteiligt habt, oder die ihr abonniert habt. Mir war nie klar, woran es dabei am Ende mangelte. Das Nextcloud-Experiment ist ja auch so gut gelaufen, dass ihr am Ende darauf umgestiegen seid, auch wenn „den Auftrag“ am Ende wer anders macht. Hauptsache ist doch, dass die Gute Sache an Fahrt aufnimmt und ein Bewusstsein für eigene Infrastrukturen entsteht. Dass Nextcloud noch föderiert ist, und sich Ordner Shares auch über mehrere Instanzen Hinweg teilen lassen, ans föderierte Social Web (Mastodon) angebunden ist und mehrere Kommunikationsplattformen abdeckt (Email, Talk) oder einbinden kann (Riot, Jitsi, BBB), als auch Echtzeiteditoren (OnlyOffice, Collabora, Text) (Vergiß HackMD @tantebootsy, Nextcloud Text!) ist ja dann Nebensache.

Also. Was ist es, was ihr eigentlich sucht @nic, wenn euch Nextcloud und/oder WeChange nicht „genügen“?

Vielleicht feinere Zugangsberechtigungen, eine bestimmte visuelle Repräsentation, Apps für alle Geräte, Offlinesynchronisation, feine Benachrichtigungsoptionen, Multichannel Marketing? Für alle Anwendungsszenarien gibt es irgendwo da draußen eine Software. Aber was braucht ihr wirklich?

Am Ende ist alles nur Text.

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